Nach ein paar wundervollen Tagen verlassen wir Porto und segeln südlich. Wir haben beschlossen, uns nicht mehr zu hetzen und auch kleinere Orte anzuschauen. So können wir das Lebensgefühl dieser Gegend besser ergründen. Wir kommen nun in eine Gegend, die berühmt-berüchtigt ist. Hier branden die größten Wellen der Welt an. Doch während es für viele Surfer ein Lebenstraum ist, diese Wellen einmal zu surfen, sind sie für Segler unter Umständen lebensgefährlich.
Vor Portugal verunglücken regelmäßig Segelboote, die diese Gefahr unterschätzen. Zum Glück sind wir im Sommer hier und die Gefahr eines Sturmes ist eher gering. Trotzdem ist es enorm wichtig, auf Gezeiten, Strömungen und Wetter zu achten. Die meisten sicheren Ankerplätze und Häfen liegen in Flüssen. Und gegen Gezeit und Strom haben wir mit unserem Elektromotor keine Chance, dort einzufahren.
Ria de Aveiro – Flugshow und Natur
Von Porto aus segeln wir in die Ria de Aveiro. Das ist eine Wasserlandschaft mit etwa 45 km Länge. Hier im Brackwasser gibt es einen großen Artenreichtum, der die Lebensgrundlage für zahlreiche Fischer liefert. Auch in der Lagune gibt es Ebbe und Flut, die wir bei der Einfahrt berücksichtigen müssen. Wir lassen die Stadt Aveiro rechts liegen und gehen am gegenüberliegenden Ufer in einem Becken vor dem Örtchen Sao Jacinto vor Anker.
Bereits bei unserer Ankunft fliegen Kunstflieger über uns hinweg und vollführen ihre Manöver. Das ist ein atemberaubender Anblick und eine tolle Begrüßung. Nachdem wir den Anker gesetzt haben, stellen wir fest, dass im Ort Stände und eine Bühne aufgebaut sind. Wir liegen vor einem Militärgelände mit zugehörigem Flugplatz. Von dort starten immer wieder Flugzeuge, um ihre Kunststücke zu zeigen. An diesem Abend sind wir zu müde, um noch an Land zu gehen. Wir beschließen, uns das Fest gleich am nächsten Tag anzuschauen.
Am nächsten Tag erkunden wir den Ort und das Fest. Die Kaserne ist an diesem Tag für jedermann geöffnet und es werden einige Fahrzeuge ausgestellt. Im Ort genießen wir, was die lokalen Stände an Streetfood anbieten. Gleichzeitig hören wir uns eine lokale Band an. Sao Jacinto ist als Ort unspektakulär. Es gibt zwei kleine Supermärkte, einige Restaurants und Cafés und das war es auch schon. Allerdings startet von hier die Fähre nach Aveiro über die Lagune. Sie spart einen großen Umweg um die Wasserlandschaft herum und wird rege genutzt.
Wir erkunden von hier den Naturpark Dunas de Sao Jacinto. Dabei handelt es sich um eine Dünenlandschaft mit natürlichen Süßwasserseen. Sie ist für viele Wasservögel ein wertvolles Rückzugsgebiet. Der Weg durch den Park geht über kleine Trampelpfade und darf nur zu Fuß betreten werden. Der Eintritt ist frei, man muss sich aber registrieren. Es darf nur eine begrenzte Anzahl Menschen gleichzeitig das Gebiet betreten. Es gibt immer wieder Aussichtspunkte und sich ändernde Landschaften. Naturliebhaber kommen voll auf ihre Kosten.
Kurz überlegen wir, ob auch wir mit der Fähre nach Aveiro übersetzen sollen. Nach Porto haben wir aber erst einmal genug von der Stadt. Wir verbringen lieber ein paar abgeschiedenen Tage vor Anker.
Figueira da Foz – für Segler gefährliche Wellen
Unser nächstes Ziel ist Figueira da Foz. Schon auf der Seekarte ist die Einfahrt als gefährlich markiert. Ein großes Gebiet ist rot schraffiert, welches man nicht befahren soll. Jetzt, im Sommer, ist das kein Problem. Doch wenn die Winterstürme über den Atlantik fegen und Wind gegen Strom bläst, bilden sich vor der Hafeneinfahrt gefährliche Wellen und Grundseen, die Boote zum Kentern bringen können. Deshalb wird der Hafen öfter für kleine Boote geschlossen.
Wir haben all diese Probleme nicht. Trotzdem liegt die Marina in einem Fluss mit Strömung und das Einfahren durch die Einfahrt ist nicht ganz leicht. Außerdem ist selbst zwischen den Stegen noch eine leichte Strömung zu spüren, die man beim An- und Ablegen berücksichtigen muss. Bei ansonsten ruhigem Wetter gelingt uns das aber ohne Probleme.
Figueira da Foz heißt übersetzt Feigenbaum an der Mündung. Hier fließt der Mondego in den Atlantik. Der Ort ist als Badeort bekannt und beliebt. Wir bleiben zwei Tage und nutzen die Zeit um neu zu proviantieren. Direkt am Hafen gibt es eine Markthalle, in der Bauern und Fischer ihre Waren anbieten. Ansonsten schlendern wir durch die Straßen und genießen das schöne Wetter.
Nazaré – die größten Wellen der Welt und Surfers Paradise!
Wir segeln weiter nach Nazaré. Vor dem Ort im Meer gibt es geologische Besonderheit. Ein bis zu 5000 Meter tiefer Canyon läuft unter Wasser auf den Ort zu. Das führt dazu, dass sich bei bestimmten Wetterlagen gigantische Wellen aufbauen. Die Fischer haben riesigen Respekt vor diesen Wellen und haben sie deshalb auch Witwenmacher genannt.
Früher war Nazaré ein Fischerort und außerdem der bekannteste Wallfahrtsort Portugals. Zum Santuário de Nossa Senhora da Nazaré pilgerten unzählige Menschen und so lebt der Ort schon seit langer Zeit auch vom Tourismus. Im letzten Jahrhundert verschob der Wallfahrtsort sich allerdings nach Fatima und in Nazaré wurde es ruhiger. Heutzutage ist der Ort allerdings wieder zu einer Pilgerstätte geworden. Grund sind die großen Wellen. Für Surfer sind diese „Big Waves“ eine Herausforderung. Daher ist Nazaré jetzt das Mekka der Surfer.
Glücklicherweise oder leider gibt es diese großen Wellen nur im Winter. Als wir Nazaré anlaufen ist alles ruhig und anstatt Surfer liegen Badegäste am Strand. Wir machen in der Marina fest und buchen uns gleich für eine Woche ein. Die nächsten Tage soll die See etwas rauer sein und wir wollen Nazaré genauer anschauen. Zudem ist auch mal wieder Zeit, die Wäsche zu waschen und das Boot auf Vordermann zu bringen.
Die Stadt besteht aus mehreren Stadtteilen. Deutlich getrennt sind die untere Stadt, mit der Strandpromenade und vielen Geschäften direkt am geschützten Strand in der Bucht und Sitio, der Stadtteil oberhalb der Steilküste. Hier befindet sich die alte Pilgerstätte. Verbunden sind beide Ortsteile durch den Ascencor, eine steile Bergbahn. Eine Fahrt mit dieser Bahn gehört zum Pflichtteil, wenn man Nazaré besucht.
Wer Surfer sehen will, wandert raus auf die Landzunge zum Fort Sao Miguel Acanjo. Von hier aus kann man den Surfern beim Surfen zusehen. Wenn keine Surfer da sind, wie zum Zeitpunkt unseres Besuches, kann man hier immerhin das kleine Surf-Museum besuchen. Viele Surfer haben hier ihre Bretter gespendet, mit denen sie die riesigen Wellen bezwungen haben.