Nach einem langen Winter und viel Arbeit sind wir jetzt endlich so weit. Wir stecken mitten im Endspurt und können dann ablegen.
Was haben wir geschafft, wo fehlt noch was? Eine Übersicht
Doch bis hierher war es ein langer Weg und wir haben vieles an Bord verändert. Dass wir einen Elektromotor einbauen wollen, hatte ich euch ja schon erzählt. Dazu gehört natürlich nicht nur ein Elektromotor. Das komplette Batteriesystem muss erneuert werden. Außerdem mussten wir mehr Solarflächen installieren und da wir das ganze System auf 48 Volt umgestellt haben brauchten wir auch eine komplett neue Elektrik. Die komplette Technik findet ihr auf unserer Bootsseite.
In diesem Beitrag versuche ich euch eine Zusammenfassung all unserer Umbauten zu geben, damit ihr eine Vorstellung habt, was wir alles verändert haben, was noch gemacht werden muss und wann wir ablegen. Wenn ihr Fragen oder Kommentare habt, schreibt uns. Wir freuen uns über jede Nachricht.
Technische Neuerungen
1. Elektromotor
Wie gesagt, haben wir zuerst unseren kompletten Antrieb gewechselt. Von nun an fahren wir voll elektrisch, wenn wir nicht segeln können oder wollen. Wir haben uns für einen Elektromotor der Firma Engiro mit 19 KW Dauerleistung entschieden. Das reicht unserer Meinung nach aus, um unser Boot angemessen schnell durchs Wasser zu schieben und sämtliche Hafenmanöver sicher zu fahren. Unsere ersten Fahrtests haben das bestätigt.
2. Batteriesystem
Da unser neuer Motor keinen Diesel mehr benötigt, sondern Strom, haben wir den alten Dieseltank entfernt und dafür Lithium-Eisenphosphat Akkus (LiFePo) mit 615 AH (Amperestunden) bei 48V (Volt), das sind 29520 Watt. Damit können wir einige Stunden unter Motor fahren. Wir haben uns bewusst für LiFePo-Akkus entschieden, weil sie viel leichter als gewöhnliche Bleiakkus sind und sich anders als die, in vielen Elektroautos verbauten, Lithium-Cobalt-Akkus nicht selbst entzünden können. Soweit es geht, haben wir unser elektrisches System in diesem Zusammenhang auch auf 48 Volt umgestellt.
3. Elektrik
Kernstück unseres Elektrosystems ist ein Victron Multiplus Inverter für 48 Volt. Dieses leistungsstarke Gerät sorgt dafür, dass sich unser Leben an Bord sehr komfortabel gestaltet. Das Gerät ist eine Kombination aus Wechselrichter und Ladegerät und steuert unseren Energiefluss so zuverlässig, dass sich kaum ein Unterschied zu einem Haushalt an Land feststellen lässt. Auf dem kleinen Bildschirm in der Mitte unten im Elektropanel kann man prüfen, was er gerade macht.
Wir haben viele Meter Kabel erneuert und neu verlegt, um alle Geräte mit passendem Strom zu versorgen. Nun funktioniert fast alles an Bord mit elektrischem Strom. Damit wir unabhängig von externen Stromanbietern werden, brauchen wir aber noch eine Lösung, Energie zu gewinnen.
4. Solarpaneele
Wir haben ja schon zwei kleine Solarpaneele übernommen, als wir die Septembermorn kauften. Die sind allerdings nicht ausreichend, um unsere Akkus schnell wieder aufzuladen. Also haben wir sie durch stärkere und größere ersetzt und noch zwei weitere angebaut. Nun zieren 4 Sunpower Maxxeon3 Solarpaneele mit jeweils 400 Watt unser Heck. Zugegeben, es gibt schönere Ansichten eines Bootes, doch dafür sind wir jetzt unabhängig von Landstrom. Die Seitenpaneele lassen sich aufstellen und an den Sonnenstand anpassen. So können wir mehr Sonnenstrahlung einfangen. Hier in Belgien benötigen wir etwa ab März und bis in den November keinen externen Strom mehr. Im Mittelmeer hoffen wir auch autark durch den Winter zu kommen. Darüber werden wir berichten.
5. Wassermacher
Um möglichst autark zu sein, braucht es aber nicht nur Energie. Deshalb sind wir gerade dabei, noch ein neues Gerät in Betrieb zu nehmen. Wir installieren einen Wassermacher. Das heißt, wir können aus Meerwasser Trinkwasser machen. In Zeiten steigender Wasserknappheit halten wir das für eine sinnvolle Installation. Außerdem ermöglicht uns dieser Einbau auch längere Zeit außerhalb der Zivilisation zu bleiben. Wir haben uns für einen Seawater Pro entschieden, weil er mit 48 Volt arbeiten kann und etwa 150l Trinkwasser pro Stunde produziert. Das reicht aus, um uns mit moderatem Stromverbrauch genug Wasser zu liefern.
Bauliche Maßnahmen
1. Wassertanks
Nachdem wir unser Wasser von nun an selber machen, haben wir uns entschieden, auch die Wassertanks zu tauschen. Die zwei alten Alutanks fliegen raus und es kommt ein neuer Kunststofftank wieder hinein ins Boot. Das halbiert zwar unseren Wasserspeicher, doch den gewonnenen Stauraum unter einer der Sitzbänke im Salon können wir sehr gut gebrauchen und verstauen von nun an dort einen großen Teil unseres Werkzeugs. Damit sind wir schon ein gutes Stück weiter in unserem Endspurt.
2. und 3. Steueranlage und Anker
Da wir den kompletten Motorraum kernsaniert haben, haben wir auch gleich die Steuerseile unserer Moody ersetzt. Es waren noch die alten originalen Drahtseile verbaut und es gab einige Vorfälle auf anderen Moodys, bei denen sich diese Steuerseile aufgelöst haben und die Steuerung ausfiel. Mit den neuen Steuerseilen soll das Problem behoben sein.
Da unsere alte Ankerwinsch nur mit 12 Volt funktioniert, wir aber eine Ankerwinsch von Maxwell gefunden haben, die mit 48 Volt funktioniert, haben wir diese auch gleich getauscht und sind dabei auf eine Ankerkette aus Cromox Stahl und einen 25 kg Rocna Anker umgestiegen.
4. und 5. Herd und Sprayhood
Wie schon mehrfach erwähnt, sind wir jetzt ein Elektroboot. Deshalb ist es sinnvoll, auch elektrisch zu kochen. Wir haben also den alten Gasherd entfernt und eine Induktionsplatte eingebaut, natürlich aufgehängt und somit auch bei Seegang nutzbar. Als Ersatz für den Backofen war schon von Anfang an eine Multifunktions-Mikrowelle an Bord. Kochen, Braten, Backen… alles funktioniert, mit Strom und einwandfrei, das habe ich bereits ausgiebig für euch getestet.
Außerdem haben wir unsere Sprayhood erneuert. Die alte war einfach in die Jahre gekommen und mittlerweile nicht mehr wasserdicht. Wie vieles andere an Bord ist sie nun orange. Abgesetzt mit Rauchgrau. Unser Seadek wird die gleiche Farbe haben. Das ist allerdings eine scheinbar nie endende Geschichte, die ich später noch aufgreifen werde. Die neue Sprayhood hat keine festen Scheiben mehr, sondern ist komplett klappbar. Der Hersteller meinte, dass es so mehr Durchzug in warmen Gegenden geben würde. Ob das so ist, oder wir uns schon bald wieder nach einer festen Scheibe sehnen, wird sich zeigen.
Sonstige Veränderungen
1. Deutsche Registrierung
Die belgischen Gesetze haben sich geändert. Von nun an kann man ein Boot nur noch belgisch zulassen, wenn man Belgier ist, oder einen festen Wohnsitz in Belgien hat. Da auf uns beides nicht zutrifft, haben wir uns entschlossen, unser Boot von jetzt an in Deutschland zu registrieren. Also neues Funkzertifikat beantragen, Registrierung beantragen, neue Flagge, neue Aufkleber am Boot… Bürokratie eben. Der Heimatort eines Bootes ist übrigens frei wählbar, er muss nur an einem Schifffahrtsgewässer liegen. Wir haben Bonn gewählt, einfach, weil er so schön kurz ist.
2. Beiboot
Unser schönes neues Beiboot wurde ja geklaut. Zum Glück hat die Hausratversicherung das übernommen, sodass sich der finanzielle Schaden für uns in Grenzen hält. Trotzdem brauchen wir ein neues Dinghy. Wir haben also ein neues in Auftrag gegeben. Jetzt kommen dann aber die verschiedenen Krisen, in der sich die Welt gerade befindet, ins Spiel. Durch Pandemie und Ukrainekrieg verzögert sich die Fertigstellung unseres Beibootes immer weiter. Was also tun? Als Zwischenlösung haben wir ein gebrauchtes Beiboot erstanden. Manchmal sind die schnellen Lösungen einfach die Besten. Zumindest, wenn man das Glück hat, direkt etwas Passendes zu finden.
Endspurt! Was noch gemacht werden muss und wann wir ablegen
Wie ihr seht, haben wir echt viel geschafft. Aber noch ist der Endspurt nicht beendet. Eine Baustelle ist allerdings immer noch unser Seadek. Das ist der Belag für unser Cockpit. Das alte Teakdeck haben wir entfernt und wollen dafür einen neuen Kunststoffbelag aufbringen. Unsere Farbwahl, Smokegrey auf Orange ist leider (ist uns nur recht) nicht Standard. Deshalb braucht die Bestellung und Herstellung lang. Außerdem wird es aus den USA geliefert und Container sind gerade Mangelware. Das kann also dauern. Liefertermin ist irgendwo zwischen Mai und August. Wir haben uns also entschieden, erstmal ein Provisorium zu verlegen. Das wird in den nächsten zwei Wochen passieren.
Außerdem habe ich mit der Proviantierung begonnen. Ich wollte testen, ob ich an Bord zwei Personen für drei Monate mit Lebensmitteln versorgen kann. Zum Glück hatte ich mit den Einkäufen schon vor einer Weile begonnen, denn in Deutschland finden ja gerade wieder Hamsterkäufe statt. Neuerdings hat die Verteidigungsministerin sogar zum Anlegen eines Notvorrates geraten. Einige Dinge, wie Speiseöl, bekommt man kaum zu kaufen. Ich war jedenfalls zeitig genug und suche gerade nach dem passenden Stauraum.
Es geht also tatsächlich bald los. Endlich! Wir planen etwa Mitte Mai hier die Leinen loszumachen. Zuerst wollen wir nach England rüber. Wir lieben dieses Land und haben auch einige Freunde dort. Wenn ihr uns folgen wollt, geht das am einfachsten über Instagram oder Facebook. Ihr könnt uns aber natürlich auch hier folgen.