Galizien – Spaniens traumhafter Nordwesten, Teil 1

A Coruna – erste Schritte in Galizien

Nachdem wir uns etwas von der Überfahrt erholt haben, erkunden wir A Coruna. Wir genießen unsere ersten Tapas und schlendern durch die Straßen. Am nächsten Tag ist ein lokaler Feiertag in Galizien und es findet ein großer Mittelaltermarkt statt. Das bunte sommerliche Treiben ist eine großartige Abwechslung zu unserer bisher eher ruhigen Reise und wir sind sehr begeistert von der spanischen Lebensweise.

A Coruna ist eine quirlige Hafenstadt und die Leute wirken sehr gesellig. Die Altstadt lädt zum Bummeln ein. Trotzdem verlassen wir am nächsten Nachmittag den Hafen von A Coruna, um in der gegenüberliegenden Bucht vor Anker zu gehen. Auch hier gibt es ein lokales Fest und abends startet ein großes Feuerwerk und wir sitzen auf der Septembermorn auf einem Logenplatz.

Galiziens Küste und Muxia

Da das Wetter nur noch zwei Tage ruhig bleiben soll, beschließen wir am nächsten Tag nach Muxia zu segeln. Galiziens Küste ist von tiefen Einschnitten, den sogenannten Rias durchzogen. Sie erinnern etwas an norwegische Fjorde, allerdings ist das Klima hier deutlich wärmer. A Coruna und auch Muxia liegen in solchen Rias. Deshalb sind diese Städte recht gut vor den atlantischen Winden geschützt. Auf dem Meer selbst können aber starke Winde wehen, meistens entweder aus Norden aus nach Süden. Besonders um das berühmte Cap Finistère wehen diese Winde sehr stark. Deshalb ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um darum herum zu segeln.

Frank sitzt entspannt auf dem Boot vor Anker. Im Hintergrund sieht man die Rias von Muxia in Galizien.
Entspannen in der Rias von Muxia

Die Rias von Muxia ist für uns daher nur ein Zwischenstopp. Wir ankern gegenüber dem kleinen Ort Camarinas vor einem kleinen Strand und haben diesen Ankerplatz ganz für uns allein. Diese Rias ist sehr naturbelassen, ein Teil ist auch so flach, dass man ihn nur mit dem Beiboot erkunden könnte, und es reizt uns, das zu tun. Doch wir wollen am nächsten Morgen weiter und es dämmert bereits. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen, weil unser Ziel noch so weit ist.

Am nächsten Morgen segeln wir um Cap Finistère. Das heißt, eigentlich segeln wir bis kurz vors Cap, dann schläft der Wind komplett ein. Um das Cap herum müssen wir mit Motorkraft, doch dahinter frischt der Wind dann doch wieder kräftig auf, sodass wir die Genua erneut setzen und die letzten Meilen erneut segeln können. Die Kap-Effekte sind tatsächlich beeindruckend. Gut, dass wir einen ruhigen Tag erwischt haben.

Ria de Corcubion

Viele Segelboote nutzen die Bucht direkt am Cap Finistère für einen Stopp. Doch die nächsten Tage soll der Wind stärker werden und wir beschließen uns eine geschützte und ruhigere Bucht zu suchen. Wir entscheiden uns für die Rias de Corcubion. Wir segeln bis ganz ans Ende. Hier liegt der kleine Fischerhafen von Corcubion, vor dem man hervorragend ankern kann. Corcbion schließt direkt an den Ort Cee an. Hier gibt es alles Nötige für den täglichen Bedarf und auch einige Restaurants. Der Ort ist nicht sehr touristisch, allerdings trifft man häufiger auf Pilger. Denn Santiago de Compostela ist nicht weit und viele Pilger wandern als Abschluss der Reise noch ans Cap Finistère.

Wir verbringen einige Tage hier und genießen die gute Küche Galiziens. Wir sind sehr überrascht, als wir herausfinden, dass man hier zu einem bestellten Getränk auch einige Tapas gereicht bekommt. Zuerst dachten wir, dass sie am Ende auf der Rechnung auftauchen, doch in dieser Gegend scheint es einfach üblich zu sein, mittags etwas trinken zu gehen und ein oder zwei Tapas mit gereicht zu bekommen. Insgesamt sind wir sehr begeistert von der Freundlichkeit der Menschen in Galizien.

In dieser Region gibt es noch viele alte gemauerte Speicher auf Stelzen. Wir rätseln eine Weile, wofür sie verwendet wurden. Dann lernen wir, dass sie Hórreos heißen und zum Trocknen für Mais oder Fische verwendet wurden. Die Teller am oberen Tellerrand verhindern, dass Nagetiere in die Speicher gelangen.

Wir liegen, wie schon geschrieben vor dem kleinen Hafen vor Anker und niemand stört sich daran, wenn wir mit dem Beiboot am Steg festmachen und an Land gehen. Wir sind fast die ganze Zeit die einzigen Gäste. Einmal besuchen uns sogar Delphine in der Bucht. Irgendwann lässt der Wind wieder nach und wir beschließen, weiterzusegeln. Leider schaffen wir es nicht, einen Ausflug nach Santiago de Compostela zu machen. Es gäbe eine Busverbindung, doch wieder ist die Zeit zu knapp.

Weiter geht’s durch Galizien

Beim Checken der allgemeinen Lage stellen wir fest, dass wir wieder einmal Glück gehabt haben. Die Orcas, die Portugals und Spaniens Küsten unsicher machen und speziell Segelboote angreifen, sind während der Starkwind-Phase an uns vorbeigeschwommen und befinden sich jetzt nördlich von uns. Seit einigen Jahren greifen diese Orcagruppen Segelboote an und zerstören das Ruderblatt. Es gibt verschiedene Theorien, warum sie das machen. Fest steht allerdings, dass man ihnen als Segelboot lieber nicht begegnen möchte. Zuletzt wurden sogar zwei kleinere Boote von Orcas versenkt. Die Crews konnten zum Glück geborgen werden. Wir sind in nächster Zeit also erstmal vor ihnen sicher. Das ist beruhigend zu wissen.

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