Rückblick: Wir befinden uns ja mittlerweile im Winterlager in Portugal. Trotzdem möchten wir gern unsere Erfahrungen vom Sommer mit euch teilen. Deshalb hier unser Bericht über die Querung der Biskaya und es werden weitere folgen über die verschiedenen Abschnitte.
Tag 1 – Start der Überfahrt
Es ist so weit! Das Wetterfenster ist da. Nach zwei unruhigen Tagen in der Bucht von St. Marys starten wir unsere Fahrt über die Biskaya. Wir melden uns im Hafen und auch bei der englischen Küstenwache ab. Dann machen wir los und verlassen die Scilly Islands.
Es ist Mittag. Wir haben gewartet, bis der Wind abflaut. Jetzt soll es für einige Tage wenig bis leider auch keinen Wind haben, je nachdem, welchem Wetterbericht man glaubt. Die ersten Stunden haben wir aber noch guten Wind und kommen mit einem Halbwindkurs richtig schnell voran.
Ungünstigerweise ist auch die Welle noch recht hoch. Solange wir noch Tageslicht haben, ist das noch ganz gut auszuhalten. Doch mit Einbruch der ersten Nacht schlägt bei Frank die Seekrankheit zu. Zum Glück ist er einsichtig und nimmt tatsächlich ein Mittel gegen die Übelkeit. Über Nacht wird die Welle dann langsam weniger und wir verlassen britische Gewässer. Wir haben uns bewusst für diese Route entscheiden, weil wir so die starken Strömungen entlang der französischen Küste umgehen. Mit gutem Wind könnten wir in drei Tagen in A Coruna sein. Und nach dem ersten Tag sind wir da guter Dinge.
Tag 2 – Wir erreichen die Biskaya
Der Wind wandert langsam nach Achtern, die Welle ist jetzt angenehm. So kann es weiter gehen. Ein französischer Fischer kreuzt unseren Kurs auf Kollisionskurs. Wir funken ihn an und er will seinen Kurs beibehalten. Er fischt gerade. Also ändern wir kurz unseren Kurs und lassen ihn passieren.
Danach wird es still auf See. Selbst der Wind flaut immer mehr ab. Zwar stehen die Segel noch, nur besonders schnell sind wir nicht mehr. Jetzt kommt der Vorteil unseres Solarantriebs voll zur Geltung. Wir entscheiden uns, etwas Motorfahrt zu geben. So können wir eine passable Geschwindigkeit halten und verbrauchen trotzdem nur ganz wenig oder sogar keine Energie aus der Batterie, sondern nutzen nur die Energie, die die Sonne gerade liefert. Solange die Sonne scheint, ist das perfekt, zumal der Elektroantrieb nahezu lautlos ist und das Segelgefühl nicht verloren geht.
Mittags wird nun zum ersten Mal auf hoher See gekocht. Das funktioniert besser als erwartet. Bei wenig Seegang steht einer Gourmetküche also nichts im Wege. Als es dunkel wird, sind in der Ferne viele Fischerboote auf dem AIS und später auch mit bloßem Auge sichtbar. Doch sie scheinen uns einen Korridor freizulassen und fischen um uns herum, sodass wir nicht einmal den Kurs korrigieren müssen.
Dann segeln wir in die zweite Nacht. Zwischendurch wird der Wind so schwach, dass wir Motorfahrt geben. Wir versuchen bei ruhiger See mit etwa 4 Knoten Fahrt vorwärtszukommen. Das gelingt auch gut und leert die Batterien nicht zu sehr. Wir haben lange überlegt, wie wir nachts Wache gehen wollen und haben uns dann entschieden, nicht zu häufig zu wechseln. Steffie ist abends gern länger auf. Deshalb übernimmt sie die erste Schicht bis etwa 2:00Uhr nachts und danach macht Frank bis zum Sonnenaufgang. Es stellt sich heraus, dass er eh lieber an Deck bleibt. Auch zum Schlafen. Zum Glück ist kein Regen vorhergesagt.
Tag 3 – Mitten auf der Biskaya
Die Nacht bleibt ruhig und der nächste Morgen ist mild und angenehm. Wind gibt es allerdings wenig. Doch mit Sonnenschein können wir unsere Batterien wieder füllen und es ist genug Wind, dass wir unsere 4 Knoten Fahrt halten können. Ein paar Delphine besuchen uns und begleiten uns ein Stück, ehe sie wieder ihrer Wege ziehen. Ansonsten ist niemand außer uns weit und breit. Um so mehr freuen wir uns, als am Nachmittag ein deutscher Frachter der Reederei Hamburg Süd auf ihrem Weg Richtung Heimat an uns vorbeifährt und vielleicht freut sich der Steuermann dort auch ein deutsches Boot zu sehen, jedenfalls schickt er uns ein Hornsignal als Gruß. Wir winken jubelnd zurück. Manchmal sind es die kleinen Gesten, die einen begeistern.
So langsam gewöhnen wir uns an das Leben auf See. Da immer mindestens einer von uns Zweien Wache geht, nutzt der andere die Zeit zum Ausruhen oder sogar schlafen. Der Wind ist wenig bis manchmal gar nicht vorhanden. Aber uns ist das ganz recht so. Es gibt viele Geschichten über die Biskaya und wir sind nicht böse, dass unsere Überfahrt eher unspektakulär ist. Trotzdem empfinden wir diese Zeit auf See als sehr intensiv.
Die dritte Nacht segeln wir ohne weitere Vorkommnisse durch. Einzig der Wind verlässt uns zwischendurch ganz, sodass wir die Segel bergen und mit kleiner Motorfahrt weiterfahren. Unsere Batterien leeren sich weiter. Doch vor A Coruna soll der Wind wieder auffrischen. Wir machen uns also keine Sorgen. Allerdings verlangsamt sich unsere Fahrt nun doch so, dass wir auch noch eine 4. Nacht brauchen werden.
Tag 4 – A Coruna ist in Sicht
Am nächsten Morgen begleiten uns erneut Delphine. Es wird niemals langweilig, diesen Tieren und ihren eleganten Bewegungen zuzuschauen. Im Laufe des Tages sehen wir dann irgendwann die Küste Spaniens am Horizont erscheinen. Das Ende unserer Überfahrt kommt näher. Doch die Winde vor A Coruna können schwierig werden und der Wind frischt auch tatsächlich in der Nacht auf. Nur um vor A Coruna dann komplett zu verschwinden. Also motoren wir in die Bucht von A Coruna und erreichen morgens früh die dortige Marina.
Glücklicherweise ist sie rund um die Uhr besetzt und so können wir, müde, aber glücklich, am Steg festmachen. Unsere Batterien sind jetzt auch tatsächlich leer, sowohl die vom Boot als auch unsere eigenen und so gehen wir erstmal ins Bett und schlafen noch etwas, bevor wir Spanien unsere Aufwartung machen.