Vor dem Bericht zu den Bootsarbeiten möchten wir uns zuerst bei allen bedanken, die uns bei unseren Reparaturen unterstützt haben. Zuerst alle Mitarbeiter von Allspars, dann das Team vom Kran der QAB Marina und auch die Mitarbeiter in den verschiedenen Shops, die wir besucht haben. Außerdem unsere Freunde in England. Alle waren interessiert, super hilfsbereit und unvergleichlich freundlich. Egal, mit welchem Problem wir kamen, es wurde immer eine Lösung gefunden oder an jemanden verwiesen, der dieses Problem beheben könnte. Wir haben uns selten so gut unterstützt gefühlt, wie in Plymouth. DANKE!
Vorarbeiten
Bevor der Mast gelegt werden kann und die Bootsarbeiten beginnen, müssen die Segel runter. Beim Zusammenfalten des Großsegels, ziehe ich am Achterliek (hinterer Rand des Segels) um es zu glätten und dabei entsteht ein Riss. Also müssen die Segel auch noch zum Segelmacher. Zum Glück ist das jetzt passiert und nicht mitten auf der Biskaya. Der Segelmacher findet heraus, dass das Segel genau an den Stellen brüchig ist, an denen es, wenn es im Mast eingerollt ist, von der Sonne beschienen wird, also durch den Ritz im Mast. Nun haben wir einen zusätzlichen Schutzstreifen als Verstärkung am Achterliek. Ansonsten sind die Segel noch gut.
Mast legen
Am nächsten Tag wird der Mast gelegt. Ein Team von 3 Leuten kommt, löst die Wanten, alle Kabel und schon nach kurzer Zeit wird der Mast mit einem Kran von Bord gehoben. Den Baum hatten sie schon am Abend zuvor abgebaut und an Deck verzurrt. Unser Mast geht nicht durch bis zum Rumpf, sondern ist auf dem Deck aufgestellt. Unter Deck gibt es ein Gegenstück, dass vom Kiel bis zum Deck reicht und den Mast von unten abstützt. Deshalb haben wir jetzt kein Loch im Deck, sondern man sieht nur die Druckplatte, auf die der Mast gestellt wird.
Auskranen
Nun geht es zum Auskranen. Mit viel Sorgfalt wird die SeptemberMorn aus dem Wasser gehoben und sorgfältig gereinigt. Am Kiel befinden sich wieder einige Muscheln. Das siegt daran, dass wir in Blankenberge häufig bei Ebbe im Schlamm gesteckt haben. Da hilft dann auch das beste Antifouling nicht. Auch unsere Schraube ist stark bewachsen. Zusätzlich hatten wir uns irgendwo ein Stück Seil eingefangen. Das erklärt, warum wir unter Motor kaum Vortrieb erzeugt haben. Wir beschließen also, dieses Mal ein gutes Antifouling für die Welle und Propeller zu versuchen.
Ein Überblick
Wir haben indessen eine Woche Zeit, das Antifouling auszubessern. Die SeptemberMorn ist mit Coppercoat behandelt. Das ist ein spezielles Antifouling auf Kupferbasis, welches bis zu 10 Jahre hält und nicht regelmäßig komplett erneuert werden muss. Daher werden wir nur die schadhaften Stellen reparieren. Zusätzlich wollen wir noch einen Wärmetauscher für unseren Kühlschrank einbauen. Dafür müssen wir unter der Wasserlinie ein Loch in den Rumpf bohren. Das ist jedes Mal etwas gruselig, weil nachher alles wieder dicht sein muss.
Zu guter Letzt wollen wir auch noch die Welle tauschen. Ihr erinnert euch vielleicht, dass die alte Welle vom Dieselmotor zweigeteilt und über eine Kupplung miteinander verbunden ist. Das führt dazu, dass sie nie ganz rund läuft, sondern immer etwas wabbelt. Das macht sie laut und ist auf Dauer weder gut für den Elektromotor noch für die tropffreie Stopfbuchsen-Dichtung. Unsere neue Welle, die wir in Deutschland extra haben anfertigen lassen, wird dieses Problem gelöst sein.
Erste Bootsarbeiten
Wir beginnen also, den Propeller abzuschrauben und die Welle zu ziehen. Das geht dieses Mal verblüffend schnell. Wir sind selbst überrascht. Während Steffie nun die Schraube vom Bewuchs befreit, ein Drahtaufsatz für die Flex wirkt hier Wunder, entfernt Frank die alten Wellenteile. Danach wird die neue Welle eingesetzt. Bis hierher läuft alles nach Plan. Als wir den Propeller wieder aufsetzen wollen, stellen wir allerdings fest, dass das Gewinde der neuen Welle nicht zur Mutter des Propellers passt. Da das Schiff im Wasser lag, als wir die neue Welle bestellt haben, mussten wir das Gewinde schätzen. Jedoch stellt sich heraus, dass wir falsch geschätzt haben. Nicht nur falsch, wir haben eine Kombination aus zölliger Welle und altem englischen Whitworth Gewinde gewählt, die es so nicht zu kaufen gibt. Wir brauchen eine weitere Spezialanfertigung.
Helfer in der Not
Wieder zeigt sich die Freundlichkeit der hiesigen Leute. Nach ein paar Tipps, in welchen Geschäften man überall versuchen könnte, eine solche Mutter zu bekommen, ruft jemand einen Bekannten an, der Metallarbeiten macht und der macht uns in eine alte Mutter ein neues, passendes Gewinde. Zeitgleich stellt der Vater eines Freundes uns ebenfalls passende Muttern mit dem passenden Gewinde in seiner eigenen Werkstatt her. Manchmal ist es einfach gut, Freunde zu haben. Vielen Dank, Herr Mell und Herr Mell Senior für die fantastische Hilfe.
Weitere Bootsarbeiten
Das Loch für den Wärmetauscher ist schnell gebohrt und der Wärmetauscher angebaut. Hoffen wir, dass alles dicht ist, wenn die SeptemberMorn wieder ins Wasser geht. Leider können wir den Kühlschrank trotzdem nicht sofort in Betrieb nehmen. Für die Anschlüsse und Leitungen ist so wenig Platz, dass wir sie nicht legen können, ohne vorher sie komplette Küche auseinander zu nehmen. Das wird eine Arbeit für den Winter, wenn das Boot irgendwo im Hafen liegt. Wir haben schließlich noch unsere Kühlbox an Bord, die bisher immer ausreichend war.
In der Zwischenzeit hat Steffie begonnen, schadhafte Stellen im Gelcoat auszubessern und den Rumpf der SeptemberMorn zu polieren. So manch unschöne Stelle verschwindet so wieder und das Boot beginnt sogar wieder zu glänzen. Was ein bisschen Politur so alles ausrichten kann. Uns geht es aber besonders um den UV-Schutz. Wir wollen schließlich nach Süden und da scheint die Sonne deutlich mehr.
Frank bessert jetzt noch das Coppercoat aus. Der Lack wird in fünf Schichten nass in nass aufgetragen. Wenn man also einmal anfängt, muss man auch dabeibleiben. Wenn alles aufgetragen ist, muss es richtig durchtrocknen. Das dauert ein bis zwei Tage. Danach wird der Anstrich leicht angeschliffen, um Kupferpartikel freizulegen. Diese sind für Meertestiere und Algen giftig und so setzt sich dort nichts mehr fest. Sollten wir das Coppercoat einmal komplett erneuern müssen, werden wir allerdings überlegen, ob es nicht auch eine giftfreie Alternative gibt. Es gibt zum Beispiel Folierungen, die so glatt sind, dass dort auch nichts anhaften kann. Allerdings muss das Boot dafür oft bewegt werden und wir liegen will in irgendwelchen Buchten. Ob so etwas also für uns eine Lösung ist, schauen wir dann.
Einkranen
Nach einer Woche sind wir so weit. Die SeptemberMorn kann wieder ins Wasser. Es folgt ein kurzer angespannter Moment und dann ist klar: Alles ist dicht! Als ich das erste Mal ablege, bin ich überwältigt. Nun laufen Motor und Welle nahezu lautlos. Auch der Schraubeneffekt ist kaum noch zu spüren und wir verbrauchen viel weniger Energie, um vorwärtszukommen. Jetzt funktioniert alles endlich so, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Mast stellen
Nun muss noch der Mast wieder aufgestellt werden. Die Profis von Allspars eredigen das souverän. Sie haben alle nötigen Reparaturen ausgeführt, die Wanten und das Tauwerk erneuert und auch neue Lampen in LED, eine AIS Antenne und unsere neue Windex installiert. Man kann sehr gut erkennen, dass diese Männer ihr Handwerk verstehen. Schon bald erstrahlt unsere SeptemberMorn wieder in voller Schönheit. Jetzt kann es also bald weiter gehen. Ich vermisse das Segeln auch schon sehr.
Testfahrt und noch mehr Bootsarbeiten
Zuerst gibt es aber noch eine Probefahrt, ob auch alles richtig funktioniert. Das erledigen wir am nächsten Tag und ein paar Freunde begleiten uns dabei. Bei leichten Winden segeln wir durch den Plymouth Sound. Für ein Picknick ankern wir im Fluss Yealm und haben einen wirklich schönen Tag. Nachdem wir unsere Freunde wieder abgesetzt haben, gehen wir am Jenny Cliff Beach vor Anker. Dort bleiben wir einen Tag liegen, um unseren Wassermacher endgültig in Betrieb zu nehmen. Nun können wir unser eigenes Trinkwasser aus Meerwasser gewinnen und sind damit nahezu autark. Einzig Lebensmittel müssen wir kaufen.
Jetzt können wir endlich weitersegeln. Es geht nach Cornwall.
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